Tanzschule Schwechat
 

Jive

Zugehörigkeit: Latein
Takt: 2/4-Takt
Geschwindigkeit: ca. 62 Takte pro Minute
Kurse: Anfängerkurs, Bronzekurs, Silberkurs, Goldkurs, Goldstarkurs, VIP-Meeting

Tanzpaar Jive


Das Wort bedeutet im Slang der Schwarzen (wie Jazz und Funky) sexuelle Erregung, Ekstase. (Tempo zwischen Blues und Boogie-Woogie). Wurde als Jitterbug und Boogie-Woogie (später auch Bebop) um 1940 von amerikanischen Soldaten nach Europa gebracht, in England zum Jive entwickelt und schließlich in das Turnierprogramm der Lateintänze aufgenommen (Profis national 1968, Amateure national 73, international 76). Mit ihrer Off-Beat-Betonung auf 2 und 4 verrät die Musik ihren afrikanischen Ursprung. Der Jive bringt robuste Lebensfreude zum Ausdruck. Es war der Tobetanz der Vor-Beat-Generation, aus dem sich auch der akrobatisch-athletische Rock’n’ Roll entwickelt hat.
Der Grundschritt besteht aus dem Wiegeschritt (Rock) und zwei Chasses. Der Wiegeschritt (Rück-Platz auf Taktteil eins-zwei) kann (u.a.) auch als Flick-Ball-Change oder in synkopierter Form als Stop-Ball-Change getanzt werden, während die Chasses variabel sind (vorwärts, rückwärts, als Locksteps, oder auch als Runaway-Laufschritte). Besonders bei den Grundfiguren muss das federnde Ticken zu sehen sein, das dem Jive seinen Charakter gibt.
Das Jive-Chasses unterscheidet sich rhythmisch von anderen Chasses: erster Schritt 3/16 des Takts, zweiter 1/16, dritter 1/4 (bzw. auf Taktschläge bezogen: 3/4, 1/4, 1). Die Merengue-Aktion der Hüfte verteilt sich entsprechend.
Der Jive spielt unter den Latein-Tänzen die gleiche Rolle wie der Wiener Walzer unter den Standard-Tänzen: Das Publikum hat keine Schwierigkeiten, sich in die Musik und die Bewegung einzufühlen. Dieser Tanz ist daher ein Lockmittel für den Tanzsport, man kann auch sagen, eine Einstiegsdroge. Besonders bedeutsam ist das für das Kinder- und Jugendtanzen.

Den Rhythmus kann man gar nicht verfehlen, lockere und schwingende Armbewegungen ergeben sich im Lauf der Zeit fast von selbst und als vierzehnjähriger Junge braucht man sich im Jive nicht zu genieren wie vielleicht in einer Rumba. Das Rezept ist einfach: rechts gestreckt, links gestreckt, rock, rock; bei den beiden Chasses sichtbares Rollen in der Hüfte, weil sonst der Körperrhythmus fehlt; durch leichte Vorneigung das Gewicht zueinander halten. Wie man dann nach diesem Rezept kocht, das ist eine andere Frage. Hier darf und soll der persönliche Geschmack eine große Rolle spielen. Man kann im Jive fast noch weniger bluffen als in der Rumba. Kunststückchen wirken deplaciert, als Wertungsrichter schaut man erst wieder hin, wenn sie vorbei sind. Dafür sind die rhythmischen Varianten umso wirkungsvoller. Während das Latein-Tanzen oft so schnell geworden ist, dass das Publikum nicht mehr zum Klatschen kommt, kann man hier durch Synkopen, Pausen, Beschleunigungen und Verlangsamungen sehr reizvolle Effekte erzielen. Unphrasiert wirkt der Jive auf uns übrigens wie außer Takt getanzt.

Typische Figuren: American Spin, Chicken Walk, Platzwechsel, Rolling off the arm

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Textquelle: Wörterbuch des Tanzsports, © 1990, Kastell Verlag GmbH, ISBN 3-924592-21-7